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Darauf waren wir nicht vorbereitet

Es geht vielen Müttern und Vätern nach der Geburt eines Kindes so: Sie empfinden eine unerklärliche Traurigkeit oder Angst und es bedrückt sie, dass sich das erwartete Glückgefühl nicht einstellt. Mit der Ankunft des Babys kommen unzählige neue Herausforderungen auf die Eltern zu. Durch Schlafmangel und hormonelle Umstellungen sind Frauen verletzlicher als in anderen Lebensphasen, doch auch für Männer kann all das Neue destabilisierend sein.

In meinem Buch „Darauf waren wir nicht vorbereitet“ finden die Eltern systemisch-lösungsorientierte Fragen und Übungen, die helfen, erste Schritte aus der Verzweiflung zu gehen und wieder mehr Lebensmut zu bekommen. Ideen der Bewältigung dieser Lebenskrise, als auch Zitate von Müttern und Vätern sollen Unterstützung, Anregung und Trost für Betroffene und ihre Angehörigen sein.

Auszug aus dem Buch:

Das Erste- Hilfe-Set

Schlaf und Bewegung lösen allmählich das unerträgliche Spannungsfeld zwischen Unruhe und Erstarrung auf. Doch auch das bewusste Genießen von Sonnenlicht und die allmähliche Wiederaufnahme von sozialen Kontakten bringen spürbare Besserung. Spätestens nach drei Wochen führt das scheinbar Einfachste, das schwer zu realisieren ist, zu mehr Licht am Ende des Tunnels.

Ohne Schlaf kommt kein Lebewesen längere Zeit aus. Doch das Schlafbedürfnis ist sehr individuell. Manche Menschen brauchen nur sechs Stunden in der Nacht, manche brauchen bis zu zehn Stunden, um am Morgen ausgeruht zu sein.

Wird die tatsächliche Schlafdauer und –tiefe dem individuellen Schlafbedürfnis nicht gerecht, fühlen sich die Menschen erschöpft und übermüdet. Wenige Tage lang kann der Körper diese Bedürftigkeit kompensieren, aber langfristig beeinträchtigt ein Schlafdefizit unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit.

Die Geburt eines Kindes ist ein einschneidendes Erlebnis. Die damit verbundenen Bilder und Gefühle wirken noch lange nach und haben Einfluss auf die Schlafqualität. Es dauert einige Wochen, bis diese Bilder verblassen und den Nachtschlaf nicht mehr beeinflussen. Nun ist das Baby da, das zu jeder Tag- und Nachtzeit Nähe und Zuwendung von den Eltern benötigt.

Häufig führen düstere oder ängstliche Gedanken dazu, dass sich Menschen weniger bewegen oder sogar erstarren. Ängstliche und depressive Gefühle machen, dass der Körper angespannt ist und ein erhöhten Muskeltonus vorherrscht. Dennoch ist gleichzeitig das Gefühl des Gelähmtseins vorhanden. Diese Diskrepanz zwischen Anspannung und Unbeweglichkeit ist schwer auszuhalten.

Nur körperliche Bewegung kann diese Anspannung auflösen. Gelingt es den Müttern noch nicht, das Haus zu verlassen, weil sie Angst vor der Umgebung oder den Reaktionen anderer Menschen auf sie und ihr Baby haben, genügt anfangs das Treppensteigen. Später dann das Spazierengehen. Das Bewegen trägt dazu bei, dass sich die Gedanken beruhigen.

Bewegung im Freien verbessert die Stimmung. Selbst an trüben Tagen bewirkt das Gehen an frischer Luft mehr Antrieb und Zufriedenheit, denn auch ein stark bewölkter Wintertag hält Licht in einer Höhe von mindestens 3.000 Lux[1] bereit.

Das Tageslicht, das über die Netzhaut des Auges die Produktion bestimmter Botenstoffe im Gehirn anregt, reicht aus, um die Herstellung antriebshemmender Neurotransmitter zu drosseln und die Erzeugung stimmungsaufhellender Botenstoffe im Gehirn anzuregen. Ausreichendes Sonnenlicht unterstützt das ausgewogene Verhältnis der Botenstoffe und fördert auf diese Weise eine bessere Stimmung.


[1] siehe Glossar

Vor allem Mütter, die die Außenwelt als bedrohlich erleben oder deren Kinder viel schreien, fühlen sich nur in ihren eigenen vier Wänden sicher. Doch wenn Mütter ihre Wohnung nicht verlassen, fühlen sie sich immer isolierter. Es ist ein Teufelskreis – Angst vor anderen Menschen und gleichzeitig Furcht davor, einsam zu sein.

Der Kontakt zu anderen Menschen gehört zum Leben dazu. Die Ängste und Sorgen sollten vom sozialen Umfeld gesehen und wertgeschätzt werden. Dann kann es gelingen, sich immer mehr nach außen zu orientieren.

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