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Es ist vorbei – ich weiß es nur noch nicht

Nicht jedes traumatische Erlebnis führt zu einer Traumatisierung. Das Scheitern der eigenen Bewältigungsstrategien und das Ausmaß der empfundenen Ohnmacht sind entscheidende Faktoren einer Erschütterung, die nachhaltige Konsequenzen hat.
Manche Mütter fragen sich nach der Geburt ihres Kindes, wieso nichts mehr so ist wie zuvor. Sie spüren keine Lebensfreude mehr und sind voll Selbstzweifel. Scham und Schuldgefühle quälen sie. Hinzu kommen lückenhafte Erinnerungen an das Geschehen und fehlende Liebesgefühle dem Kind gegenüber.

Das Buch „Es ist vorbei – ich weiß es nur noch nicht“ bietet anschauliche Ideen eines Heilungsprozesses vom Erleben der Geburtssituation über den Umgang mit möglichen Folgen traumatischer Erfahrungen hin zu deren Bewältigung. Klar und verständlich werden mittels Fragen und Übungen Hilfestellungen beim Prozess der Bewältigung und Verarbeitung des Traumas gegeben.

Zitate und Erfahrungsberichte von Müttern und Vätern, konkrete Anregungen für Angehörige und Tipps zur mutigen Vorbereitung einer nächsten Geburt runden dieses Buch ab.
 

In meinem Buch „Es ist vorbei…“ stelle ich die Traumabewältigung als dynamisches Stufenmodell© ausführlich vor. Hier eine kurze Zusammenfassung.

Die erste Stufe ist meist kurz und dauert ein paar Tage bis wenige Wochen. Dennoch haben die Betroffenen in dieser Zeit das Gefühl, dass ihnen seit diesem Ereignis ihre Lebensfähigkeit und Lebensfreude abhanden gekommen sind. Die betroffenen Menschen können nicht begreifen, was ihnen widerfahren ist. Sie fühlen sich zumeist empfindungslos und sind weiterhin starr vor Schreck. Ihre Wahrnehmung steckt noch in der traumatischen Situation fest und es gelingt ihnen nicht, das ursprüngliche Entsetzen und die Hilflosigkeit zu überwinden. Zuverlässige Beziehungen zu nahe stehenden Menschen haben entscheidenden Einfluss darauf, ob das Ausmaß der Traumatisierung gemindert werden kann.

In der zweiten Stufe, die einige Tage bis einige Wochen andauern kann, werden durcheinander Wut, Erleichterung, Zorn, Angst und Ruhelosigkeit erlebt, oft auch mit Schlafstörungen verbunden. Diese Gefühle und Reaktionen sind sehr heftig und werden von den Betroffenen selbst und deren Umfeld als unangemessen empfunden. Gleichzeitig beschreiben viele Betroffene, dass sie sich innerlich ganz leer fühlen. Häufig drehen sich die Gedanken um das Ereignis im Kreise. Durch den Beistand eines rücksichtsvollen Umfeldes können allmählich die eigenen Gefühle immer mehr ausgehalten und durchlebt werden.

Auf der dritten Stufe gelingt es den Betroffenen in einem Zeitraum bis zu einem Jahr immer mehr, intensive Gefühle, wie überwältigende Angst und unbeherrschbare Wut, zu bändigen. Das Erleben und Zulassen ängstlicher oder aggressiver Gefühle findet kontrollierter statt und beängstigt nicht mehr zusätzlich. Nun erst werden Informationen gesucht, die das Geschehen begreiflich machen. Eigene Erinnerungen werden mit den Erinnerungen anderer Menschen vervollständigt. Erst jetzt findet sich Raum für Trauer um alle Verluste, die im Zusammenhang mit dem Trauma hingenommen werden mussten.

Allmählich gelingt es immer besser, das Erlebte anzunehmen und in die eigene Lebensgeschichte zu integrieren. Die individuelle Handlungsfähigkeit wird zurück erlangt. Die Betroffenen beginnen sich mit ihrer Situation aktiver auseinander zu setzen. Das geschieht häufig in dem Zeitraum vom ersten bis zum zweiten Jahr nach dem Ereignis. Sie suchen nun nach eigenen Wegen, die zur Überwindung der traumatisierenden Erfahrung hilfreich sein könnten und setzen diese Ideen für sich um. Durch die Integration der ehemals überwältigenden Erfahrung in die Biographie gelingt nun die fast vollständige Bewältigung des Traumas.

Diese Stufe beendet die monatelange- oder sogar jahrelange Auseinandersetzung mit den Folgen des Ereignisses. In dieser Phase ist das Erlebte soweit akzeptiert, dass sich das Selbstbild in positiver Weise zu erweitern beginnt. Stolz, das Ereignis überlebt zu haben, wird zunehmend Teil der Selbstwahrnehmung und trotz der Erkenntnis, dass im Leben nicht alles kontrollierbar ist, gelingt es den Betroffenen, sich wieder sicher in der Welt zu fühlen. Diese Balance zwischen Zuversicht und Einlassen gibt, ebenso wie andere Werteveränderungen, dem Leben einen ganz neuen Sinn. Die Überlebenden traumatischer Situationen schaffen einen neuen Bezug zu sich und der Welt. Sie spüren, wie sie an den erlebten Herausforderungen gewachsen sind und entwickeln für sich eigene neue Lebenschancen oder Lebensstile.

Leserstimmen und Rezensionen